Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg e.V.

Logistiker aus Baden-Württemberg bauen eigenes Ladenetzwerk auf

Startschuss für das VSL-Ladenetzwerk – Informationen und Impressionen von unserer Auftaktveranstaltung am 1. Oktober.

Auftakt zum VSL-Ladenetzwerk in Stuttgart, von links: Thorsten Gutmann und Dr. Daniel Spogat, Projektleiter von Kravag Truck Charging, Korbinian Strasser und Oliver Stäbler von MAN, SVG Süd-Vorstand Boris Sobot, VSL-Geschäftsführer Andrea Marongiu und sein Stellvertreter Matthias Rathmann. Foto: MAN

Große Resonanz: Rund 50 Interessierte nutzten die Auftaktveranstaltung, um sich über den geplanten Aufbau des VSL-Ladenetzwerks zu informieren. Foto: VSL und SVG

Gutes Zusammenspiel der Veranstalter VSL und SVG: VSL-Vorstandsmitglied Thomas Schwarz (Zweiter von rechts), VSL-Geschäftsführer Andrea Marongiu (rechts) und sein Stellvertreter Matthias Rathmann (links) sowie SVG-Vorstand Boris Sobot (Zweiter von links). Foto: VSL und SVG

  • Antwort auf lückenhafte öffentliche Ladeinfrastruktur und hohe Strompreise: VSL baut mit Kravag Truck Charging eigenes Ladenetz auf
  • Die Branche hilft sich selbst: Speditionen stellen sich gegenseitig ihre Ladeinfrastruktur zur Verfügung und profitieren von attraktiven Strompreisen
  • Hohes Interesse bei einer Auftaktveranstaltung von VSL, SVG Süd und Kravag Truck Charging am Mittwoch am Autohof in Stuttgart

Der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) baut ein privates Ladenetzwerk für Elektro-Lkw auf. Exklusiver Partner ist der Anbieter Kravag Truck Charging aus Wiesbaden. Er wird in den kommenden Wochen auf interessierte VSL-Mitgliedsunternehmen zugehen, um sie als mögliche Standorte einer Pilotregion Baden-Württemberg in das Netzwerk aufzunehmen. Ein solches Netzwerk von privaten Depots mit Ladesäulen ist eine Antwort auf die lückenhafte öffentliche Ladeinfrastruktur. Ermöglichen sich Speditionen gegenseitig Zugang zu ihren Ladesäulen, können sie sowohl die Reichweite ihrer Elektro-Lkw und die Auslastung ihrer Ladesäulen erhöhen als auch von attraktiven Strompreisen profitieren.

Der Startschuss zum VSL-Ladenetzwerk erfolgte am Mittwoch bei einer gemeinsam von VSL, SVG Süd und Kravag Truck Charging organisierten Auftaktveranstaltung am Autohof in Stuttgart-Wangen. Rund 50 interessierte Teilnehmer nutzten die Plattform zu Information und Austausch. Darunter waren viele inhabergeführte mittelständische Speditionen aus dem VSL, die sich als Pioniere auf den Weg gemacht haben und erste Elektro-Lkw einsetzen. Als Business Partner wirkte der Fahrzeugbauer MAN mit, der eine elektrisch angetriebene eTGX Lowliner-Sattelzugmaschine und eine mobile Lade- und Speicher-Einheit präsentierte.

„Wir sind überzeugt, dass das VSL-Ladenetzwerk eine super Idee ist. Wir haben die Chance, etwas richtig Großes zu starten“, erklärte VSL-Geschäftsführer Andrea Marongiu zur Eröffnung – getreu dem Motto: Die Branche hilft sich selbst. Er würdigte das Engagement der Vorreiter aus dem Verband, die bereits erfolgreich Elektro-Lkw für ihre Kunden einsetzen und eine entsprechende Ladeinfrastruktur aufgebaut haben. Manche der Logistikunternehmen haben schon eine zweistellige Zahl an elektrisch angetriebenen Lkw im Fuhrpark. Zwei der Mitglieder haben in den vergangenen Wochen große Ladeparks in Betrieb genommen. Die Energie der Unternehmen dürfe aber nicht durch Bürokratie gebremst werden, warnte Marongiu. Das sei der Fall, wenn die öffentliche Hand es Betreibern untersage oder erschwere, eine geförderte Schnellladesäule auch Dritten zum Laden zur Verfügung zu stellen.

 

Antwort auf zwei Kernprobleme beim Einsatz von Elektro-Lkw

 

Kravag Truck Charging setzt auf die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Plattform Kravag Truck Parking auf. Der Grundgedanke ist derselbe: Flottenbetreiber helfen sich gegenseitig, ein Problem zu lösen – indem sie sich Parkplätze oder nun Ladesäulen zur Verfügung stellen. „Unsere Sharing-Plattform ist die Antwort auf zwei Kernprobleme beim Einsatz von Elektro-Lkw“, erläuterte Co-Projektleiter Dr. Daniel Spogat. Das eine sei die mangelnde Verfügbarkeit von öffentlicher Ladeinfrastruktur, das andere die fehlende Wirtschaftlichkeit. Die Verfügbarkeit wird erhöht, indem Speditionen neben Ladesäulen des öffentlichen, noch lückenhaften Netzes nun weitere infrage kommende private Anlagen nutzen können. Im Fall von Kravag Truck Charging sei das zu fest gebuchten Slots und fairen, transparenten Preisen möglich. Gleichzeitig steige die Wirtschaftlichkeit der Ladeinfrastruktur, weil Unternehmen sie besser auslasten können, wenn nicht nur die eigenen Elektro-Lkw geladen werden, sondern auch die anderer Speditionen.

Gemeinsam mit dem VSL werde sich Kravag Truck Charging auf den Südwesten als Pilotregion fokussieren, erläuterte Co-Projektleiter Thorsten Gutmann. Dabei profitieren VSL-Unternehmen von besonderen Vorteilen. Geplant ist, dass ihre Standorte priorisiert ans Netz gehen und sie auch bevorzugt Ladesäulen buchen können. Die Anbindung der Schließtechnik – zum Beispiel der Zugang durch Schranken aufs Betriebsgelände – und der Ladeinfrastruktur werde für VSL-Mitgliedsunternehmen kostenlos sein. Sie sollen auch von einem ermäßigten Ladepreis profitieren. Dem Team von Kravag Truck Charging schwebt beim Laden ein Preiskorridor von 30 bis 35 Cent pro kWh (netto) vor.

„Die Buchung ist ähnlich simpel wie bei den bekannten Hotel-Buchungsplattformen“, erläuterte Gutmann. Per Desktop oder App könne sowohl der Disponent als auch der Fahrer eine Ladesäule entlang der Route reservieren. Das Entriegeln der Säule und der Start lasse sich bequem über die App steuern. Der Sharing-Anbieter kümmert sich zusätzlich um die Zahlungsabwicklung und garantiert, dass Ladesäulen-Anbieter in jedem Fall zu ihrem Geld kommen. In den nächsten Wochen folgen die Gespräche mit den interessierten Pilotstandorten aus dem VSL-Mitgliederkreis. Noch vor Weihnachten – so der Plan – werden die ersten Standorte in der Plattform live geschaltet.

„Es ist wichtig und richtig, dass sich der VSL des Themas Ladeinfrastruktur annimmt, um die Unternehmen beim Bewältigen der anspruchsvollen Antriebswende zu unterstützen“, betonte VSL-Vorstandsmitglied Thomas Schwarz, Geschäftsführer der Schwarz Logistics Group aus Herbrechtingen, am Rand der Veranstaltung. „Die Transformation wird von niemandem infrage gestellt. Sie hat aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation nur etwas an Tempo eingebüßt“, sagte er. „Die Antriebswende wird aber nicht nur durch Umstellung vom Diesel auf Strom erfolgen – es wird ein Mix sein“, erläuterte er. „Dabei werden auch Wasserstoff und alternative Kraftstoffe wie HVO eine Rolle spielen.“

 

 





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